Wir beginnen unseren geschichtlichen Rückblick mit dem Jahr 1870. Davor gab es keine eigenständige Kirchengemeinde in Frankfurt- Griesheim. Die Katholiken wurden von Frankfurt- Sossenheim aus betreut und hatten ab ca. 1830 die Möglichkeit in einer Simultan- Kirche in Frankfurt Nied ihren Gottesdienst zu feiern.
Mit der Industrialisierung und dem Aufbau des Eisenbahnwesens wuchs die Zahl der Katholiken seit 1856 stark an. Nun war auch die Simultankirche in Nied zu klein. Die zwischenzeitliche Unterbringung in einer Privatwohnung konnte auch keine dauerhafte Lösung sein. Am 9. November 1871 wurde in der damaligen Neustraße (heute Hartmannsweiler- Straße) eine kleine Kapelle eingeweiht. Die Griesheimer Katholiken planten jedoch eine eigene und größere Kirche.
Der erste Spatenstich erfolgte am 2. Dezember 1895, der Grundstein konnte schon am 3. Mai 1896 gelegt werden und am 10.Oktober 1897 erfolgte die Konsekration der Kirche durch den damaligen Bischof von Limburg Dr. Klein.
Noch war die Kirche nicht ganz fertig. So folgten 1902 der Hochaltar, die Kanzel, die Beichtstühle und die Kommunionbank. Ebenso die Marienstatue, die Säulenheiligen und die Tympana über den Eingängen gestaltet von dem Bildhauer Karl Holstein aus Griesheim.
Der erste Weltkrieg führte zum Verlust der Bronze- Glocken (6. Juli 1917). Am 5. Januar 1923 wurde das Geläut wieder hergestellt, jedoch nur in Form von Stahlglocken. Die Pieta kam 1924 in unsere Kirche, ebenfalls ein Werk von Karl Holstein.
1899 waren die Dernbacher Schwestern in einen Anbau hinter der Notkapelle gezogen und hatten am 6. November 1899 einen Kindergarten gegründet. Da die Notkapelle inzwischen baufällig geworden war, errichtete man 1926 auf den Grundmauern das alte Josefs- Haus, dessen markante Plastik des heiligen Josefs von Karl Holstein aus Muschelkalk erstellt wurde. Diese steht heute im Hof des neuen Josefs- Hauses (Einweihung 1985).
Die 30er- Jahren waren überschattet von der Herrschaft der Nationalsozialisten und der Einflussnahme auch auf das kirchliche Leben. So war es ab 1937 für Geistliche nicht mehr möglich den Religionsunterricht auszuüben. Mit dem Beginn des 2. Weltkrieges wurde auch Griesheim nicht von den Bomben verschont. Am 18. März 1944 wurde auch unsere Kirche von Brandbomben getroffen und schwer beschädigt.
Alle Fenster mit Ausnahme des Mittelfensters wurden zerstört. Bilder aus dieser Zeit sind rar, da es verboten war, Ereignisse, die das System negativ darstellten, zu fotografieren. Eine Rarität ist der Abschuss der Kirchturmspitze durch die Amerikaner am 25. März 1945. Dabei wurden auch die Glocken und die Orgel getroffen.
Ab 1948 begann man mit dem Wiederaufbau der Kirche, zunächst wurden die Orgelbühne und das Dach instand gesetzt und die Fenster durch einfaches Glas ergänzt. 1952 erhielt unser Kirchturm die bis heute bestehende Form. Am 4. Dezember 1955 erklang wieder das Geläut, der nun wieder aus Bronze bestehenden Glocken. Erst ab 3. Oktober 1959 konnte die Gemeinde ihre Messe wieder mit Orgelbegleitung feiern.
In der Zeit von 1964 – 1972 erfolgten erneut Umbaumaßnahmen, zunächst wurde die Heizungsanlage eingebaut und die Kanzel entfernt. Später wurde die gesamte Verglasung bei der nun anstehenden Renovierung komplett getauscht mit Ausnahme des Mittelfensters. Dadurch erhielt der Innenraum mehr Licht und wirkte zusammen mit dem neuen Wandanstrich erheblich freundlicher. Die Beleuchtung wurde modernisiert, wobei die alten Leuchter verloren gingen und dafür Quecksilber- Dampflampen in die Vierungen eingesetzt wurden, eine eher umstrittene Lösung. Es kamen im Rahmen des 2. vatikanischen Konzils weitere Änderungen hinzu. So wurde auf der zuvor errichteten Altarinsel sowohl der neue Zelebrationsaltar als auch der Ambo in die Mitte der Gemeinde gestellt. Dies machte die Entfernung der Kommunionbank notwendig. Die Kirchenbänke gruppierte man nun in den Seitenschiffen in Richtung dieses Altares. Damit sollte sich die Gemeinde um den Altar herum versammeln.
Im Jahr 1997 feierte die Gemeinde ihr 100. Kirchweihfest. Im Rahmen der Vorbereitungen auf dieses Fest wurde die Kirche erneut renoviert, die Säulenheiligen, die anno 1972 einen sandsteinfarbenen Anstrich erhielten, bekamen ihre ursprüngliche, neugotische Farbgestaltung wieder, die Orgelbühne wurde ebenfalls erneuert unter Verwendung von Teilen der ehemaligen Kommunionbank. In der rechten Seitenkapelle wurde nun der restaurierte neugotische Seitenaltar, der früher im Besitz der Dernbacher Schwestern war, aufgestellt und für Werktagsgottesdienste genutzt. Hierfür hatte man ebenfalls aus der alten Kommunionbank einen kleinen Zelebrationsaltar und ein Ambo gefertigt. Die Beleuchtung wurde wieder auf Hängeleuchter umgestellt mit normalen Glühlampen.
2004 erfolgte der Austausch der einfachen Seitenfenster im Chor durch moderne, vom Londoner Künstler Graham Jones entworfene, Fenster. Die festliche Einweihung durch Stadtdekan Raban Tilmann wurde am 27.Juni 2004 begangen.
Weitere Informationen können Sie dem Werk von Hartmut Pott “ Katholische Sakralbauten in Frankfurt- Griesheim und -Nied“ entnehmen, das in den Pfarrämtern erhältlich ist.
Die Bilder wurden dem Archiv entnommen. Die farbigen Bilder sind private Aufnahmen (H.-J. Herbert). Danke auch an den Geschichtsverein Griesheim, der bei der Recherche weiterer Aufnahmen sehr behilflich war.